Ranking und Vorschau #01 – Die Atlantic Division 2015-2016

Nur noch eine Woche, dann startet die NBA in eine hoffentlich interessante Saison 2015-16. Die Pre-Season läuft, einige erste Ausrufezeichen sind gesetzt, doch es bleiben auch eine Menge Fragezeichen. Fakt ist aber, dass die Anspannung im Hinblick auf die Saison immer größer wird.

Nach den ersten Spielen, wollen wir uns nun etwas intensiver mit den Mannschaften auseinander setzen. Den Anfang machen wir in der Eastern Conference, wo wir zunächst die Atlantic Division etwas genauer unter die Lupe nehmen.

Teams (Bilanz letzte Saison)

  • Toronto Raptors 49-33
  • Boston Celtics 40-42
  • Brooklyn Nets 38-44
  • Philadelphia 76ers 18-64
  • New York Knicks 17-65

New York Knicks

Vor der Saison 2014-15, war man bei den Knicks noch positiv gestimmt und erhoffte sich mit Phil Jackson im Management einen Aufschwung. Melos Vertrag wurde verlängert, Rookie-Coach Fisher räumte man eine Chance ein und der Kader schien zumindest im Ansatz konkurrenzfähig.

Doch die Geschichte der letzten Saison nahm einen bekanntermaßen negativen Verlauf und statt Aufschwung, ging es für New York steil bergab. Trades, Verletzungen und letzten Endes fehlende Qualität im Kader machten die Knicks zum schlechtesten Team der Eastern Conference und zum zweitschlechtesten Team der Liga.

Die Enttäuschung war natürlich groß und so lag die Hoffnung einmal mehr auf Phil Jacksons Schultern, der in der Off-Season den Kader weiter umstrukturieren sollte.

Trotz der schlechten Platzierung sprang im Draft nur der vierte Pick heraus, was Trade-Optionen verschlechtern sollte und auch die Optionen im Draft selbst einschränkte.

Jackson entschied sich am Ende für den 19jährigen Letten, Kristaps Porzingis, der mit seinen 2,16m, dem noch schmächtigen Körperbau und seinem guten Händchen von außen Erinnerungen an Dirk Nowitzki weckt. Die Kritik war groß, da der Rookie noch Zeit brauchen wird um sich an den NBA zu gewöhnen, doch Jackson verteidigte seinen Pick und sprach von einer einmaligen Chance. Da sonst aber nicht viel passierte und kein Top Free Agent zu den Knicks geholt werden konnte, befinden sie sich trotz Top-Star Carmelo Anthony weiter im Rebuilding-Modus.

Ein Blick auf den Kader verrät zudem, dass man von den Knicks nicht zu viel erwarten darf. Zwar hat man mit Arron Afflalo und Robin Lopez zwei gestandene NBA-Spieler dazu gewinnen können, doch spätestens die Bank lässt viele Wünsche offen.

Dass es in der Off-Season außerdem Berichte über Coach-Fisher gab, der seinem Ex-Teammate Matt Barnes angeblich seine Frau ausgespannt hatte, passt in das insgesamt etwas unglückliche Bild, welches die Knicks in den letzten Jahren abgegeben haben.

Doch Fisher ließ sich davon nicht beeinflussen und präsentierte sich ruhig und fokussiert in sämtlichen Interviews. Er bat Jackson außerdem darum, ihm im Coaching-Bereich zu unterstützen und so bleibt abzuwarten, wie sich die Knicks in dieser Saison machen. Melo ist zumindest wieder komplett fit und auch von den Neuzugängen erhofft man sich gute Leistungen, nachdem diese sich in Ruhe auf die Saison vorbereiten konnten.

Jackson forderte zwar weiter Geduld von den Fans in New York, doch natürlich wird eine gewisse Erwartungshaltung da sein und wer weiß ob mit viel Glück und einem Melo in Top-Form die Playoffs im schwachen Osten nicht sogar drin sein könnten.

Mögliche Starting Five:

1 Jose Calderon

2 Arron Afflalo

3 Carmelo Anthony

4 Kristaps Porzingis

5 Robin Lopez

Die Bank:

Sasha Vujacic, Derrick Williams, Louis Amundson, Cleanthony Early, Lance Thomas, Langston Galloway, Thanasis Antetokounmpo, Jerian Grant, Kyle O'Quinn, Kevin Seraphin

Philadelphia 76ers

Nach zwei äußerst bescheidenen Saisons, hoffen die Philadelphia 76ers auf die kommende Saison und darauf, dass sich die vielen jungen Spieler weiter entwickeln und zusammen finden. Mit Coach Brett Brown konnte man an der Seitenlinie für Konstanz sorgen und trotz der schwachen Ergebnisse der letzten Jahre, hat der Coach weiter die Rückendeckung der Vereinsführung.

Leider gab es in der Off-Season die nächste Hiobsbotschaft um „Sophomore“ Joel Embiid, der erneut operiert werden musste und vermutlich eine weitere Saison fehlen wird. Immerhin hatte man im Draft etwas Glück und konnte sich an dritter Stelle die Dienste von Center Jahlil Okafor sichern, der in der Pre-Season zwar noch nicht überragend agierte, aber insgesamt den Eindruck vermittelte, als wäre er von den Rookies einer derjenigen, die am ehesten für die NBA bereit sind.

Trotzdem darf man keine Wunderdinge von den Sixers erwarten. Carl Landry ist mit 32 Jahren der älteste Spieler, der zweitälteste Spieler ist jedoch acht Jahre jünger und gerade mal 24 Jahre alt.

Ob die Unerfahrenheit dazu führt, dass die junge Truppe befreit und ohne Druck aufspielen wird, darf allerdings bezweifelt werden, da die zu erwartenden Niederlagen für einige Spieler ungewohnt sein könnten. So wird Coach Brown seine Spieler bei Laune halten müssen und vor allem Jahlil Okafor die richtige Einstellung vermitteln müssen. Der Rookie ließ in Summer League und Pre-Season teilweise den letzten Einsatz vermissen und es wird interessant zu beobachten sein, wie er mit der Situation umgeht.

Trotzdem ist in Philly nicht alles schlecht. Mit Nerlens Noel und Okafor hat man zwei junge Big Men in den eigenen Reihen, die mit 21 und 19 noch sehr jung sind und denen eine tolle Zukunft vorausgesagt wird. Auch die vielen anderen jungen Spieler bringen durchaus Talent mit (z. B. Tony Wroten, Robert Covington, Nik Stauskas, Iasaiah Canaan), doch mit Wroten und Stauskas sind zwei dieser Spieler noch angeschlagen und werden zu Beginn der Saison zunächst gar keine oder erst eine kleinere Rolle spielen.

So bleibt man am Ende weiterhin mitten im Rebuild und die Playoffs werden auch mit Okafor ein wohl unerreichbarer Traum bleiben. Fest steht auch, dass sich der Kader sicher noch etwas verändern bzw. verkleinern wird.

Mögliche Starting Five:

1 Isaiah Canaan

2 Hollis Thompson

3 Robert Convington

4 Nerlens Noel

5 Jahlil Okafor

Die Bank:

Carl Landry, Tony Wroten, Nik Stauskas, Jerami Grant, Scottie Wilbekin, JaKarr Sampson, Christian Wood, Furkan Aldemir, Richaun Holmes, Pierre Jackson, J.P.Tokoto, Joel Embiid (?)

Brooklyn Nets

Mit Deron Williams, Joe Johnson, Andrei Kirilenko, Kevin Garnett und Brook Lopez war man vor der letzten Saison noch immer gut besetzt. Doch die Struktur des Kaders wurde bereits während der letzten Saison verändert und das Personal in Teilen ausgetauscht. Am Ende reichte es gerade so für die Playoffs, in denen man erwartungsgemäß in der ersten Runde ausschied, es den Hawks aber schwerer als erwartet machte (2-4).

Am Ende der Off-Season blieben mit Joe Johnson und Brook Lopez nur noch zwei Spieler der einstigen Starting Five übrig und es wurde am Kader rumgeschraubt. Durch die vielen verrückten Trades und Verpflichtungen der letzten Jahre, blieben die Optionen aber eingeschränkt und so wurde die Mannschaft mit Spielern aufgefüllt, die den Durchbruch in der NBA nie wirklich schafften.

Bestes Beispiel ist an dieser Stelle sicherlich der ehemalige Nummer 1 Pick – Andrea Bargnani, der von den Knicks kam. Mit Jarrett Jack oder Thaddeus Young konnte man zwei weitere Veteranen der letzten Saison halten, doch auch diese beiden waren in den letzten Jahren nicht mehr als solide Starter.

An der Seitenlinie wurde Lionel Hollins das Vertrauen ausgesprochen und dieser zeigte sich optimistisch. Ähnlich wie bei seinem Amtsbeginn in Memphis wollte er im letzten Jahr, einer ihm unbekannten Mannschaften seinen Spielstil näher bringen, doch so richtig funktionierte dies nicht. Erfahrung, individuelle Klasse, aber vor allem die schwache Eastern Conference bescherten den Nets trotzdem die Playoffs und Hollins so vermutlich eine weitere Saison. Die Zeit die er hatte um die Spieler kennen zu lernen und auch die Neuverpflichtungen sollten ihm aber nun in die Karten spielen und es wird interessant zu beobachten sein, was er aus dem Kader rausholen kann.

Sollte Center Brook Lopez fit bleiben und auch Joe Johnson wieder etwas besser in Fahrt kommen, gehen zwei All-Stars voran, die ihr Team im Osten wieder in die Playoffs führen könnten. Vor allem Johnson wird im Fokus stehen, ist er mit 34 Jahren im letzten Jahr seines Mega-Vertrages und könnte sich mit guten Leistungen ein weiteren, vielleicht letzten großen Deal erspielen.

Unterstützt werden sie neben Bargnani von weiteren Neuzugängen wie Wayne Ellington, Dahntay Jones, Shane Larkin, Thomas Robinson oder Rondae Hollis-Jefferson. Die großen Namen vermisst man hier, aber mehr Verantwortung für die erfahrene Starting Five, gepaart mit motivierten Bank-Spielern und einem guten Konzept vom Trainer und so sind die Playoffs im Osten ein durchaus realistisches Ziel.

Mögliche Starting Five:

1 Jarrett Jack

2 Joe Johnson

3 Bojan Bogdanovic

4 Thaddeus Young

5 Brook Lopez

Die Bank:

Shane Larkin, Wanye Ellington, Thomas Robinson, Andrea Bargnani, Sergey Karasey, Rondae Hollis-Jefferson, Dahntay Jonas, Donald Sloan, Willie Reed

Boston Celtics

Lange Zeit gab es in der letzten Saison ein großes Theater um Rajon Rondo, dem letzten Teil der großen „Big Four“. Schlussendlich verließ er dann die Celtics und nach und nach kehrte im Laufe der Saison etwas Ruhe in Boston ein.

Anschließend war lange Zeit unklar in welche Richtung sich die Saison entwickeln sollte. Eine starke Phase nach dem All-Star Break und die Verpflichtung von Point Guard Isaiah Thomas brachte die Celtics am Ende sogar in die Playoffs und die junge Mannschaft konnte wichtige Erfahrungen machen.

Ähnlich wie bei den Sixers ist auch das Team der Celtics sehr jung und nur ein Spieler ist älter als 30. Im Vergleich zu Carl Landry bei Philadelphia, der spielerisch nicht die ganz große Klasse besitzt, haben die Celtics mit dem 32jährigen David Lee aber nicht nur einen ehemaligen All-Star ins Team holen können. Lee gewann in der vergangenen Saison auch die Meisterschaft mit den Golden State Warriors und wird so leistungs- und erfahrungstechnisch eine wichtige Rolle spielen.

Ansonsten haben die Celtics einen ordentlichen Kader, bei denen allerdings der absolute Top-Star fehlt. Auch wenn nur ein Spieler älter als 26 ist, scheint es nicht so, als könne sich einer der jungen Spieler entsprechend entwickeln und so wartet man in Boston weiter auf einen Heilsbringer.

Danny Ainge bleibt also nichts weiter als auf einen großen Trade oder die anstehenden Free Agency zu hoffen.

Bis dahin werden sich die Fans und auch der junge, aufstrebende Coach Brad Stevens, mit dem aktuellen Kader zufrieden geben müssen, der sich aber alles in allem sehen lassen kann.

Vor allem Marcus Smart und Avery Bradley bringen eine Menge Toughness auf den Guard-Positionen mit und werden wohl mit Evan Turner, David Lee und Kelly Olynyk die Starting Five bilden. Isaiah Thomas, der vermutlich weiter von der Bank kommen wird, ist für das Scoring zuständig und Spieler wie Amir Johnson, Tyler Zeller, Jae Crowder, Jared Sullinger oder auch Jonas Jerebko bringen die nötige Tiefe um in der Eastern Conference wieder um die Playoffs zu spielen.

Somit brauchen die Celtics-Fans die Köpfe nicht in den Sand stecken und durch die vielen Draft-Picks und ordentlichen Rollenspieler, reicht es am Ende vielleicht doch noch für einen guten Trade.

Mögliche Starting Five:

1 Marcus Smart

2 Avery Bradley

3 Evan Turner

4 David Lee

5 Kelly Olynyk

Die Bank:

Isaiah Thomas, Amir Johnson, Tyler Zeller, Jae Crowder, Jared Sullinger, Jonas Jerebko, Perry Jones, R. J. Hunter, Terry Rozier

Toronto Raptors

Mit dem Sieg in ihrer Division sicherten sich die Raptors im vergangenen Jahr die Playoffs und gehörten im Laufe der Saison definitiv zu den besten Teams der Eastern Conference. Es schien jedoch, als hätten die Raptors in den Playoffs vergessen was sie so stark machte und die Wizards „sweepten“ Toronto in Runde 1. In Panik verfiel man nun jedoch nicht und das Ausscheiden wurde aufgearbeitet.

Als Folge trennte man sich etwas überraschend vom besten sechsten Mann der letzten Saison Lou Williams und auch Publikumsliebling Amir Johnson verließ die Kanadier. Auch die weiteren Abgänge sind durchaus namhaft: Landry Fields, Tyler Hansbrough, Chuck Hayes, Greg Stiemsma oder auch Greivis Vásquez werden vielen NBA-Fans ein Begriff sein, doch festzuhalten bleibt auch, dass sie nur die Rollenspieler waren und den Raptors nicht die nötige Stabilität geben konnten, als es bei Lowry und Co. nicht lief.

GM Masai Ujiri wusste die Abgänge jedoch aufzufangen und vor allem die Verpflichtung von Atlantas DeMarre Carroll stopfte ein lange offenes Loch auf der Small Forward Position. Mit dem 2013er 1st Pick Anthony Bennett, Bismack Biyombo, Cory Joseph oder auch Luis Scola wurde weiteres Potenzial und weitere Erfahrung nach Toronto geholt und so scheint die Mannschaft trotz der Abgänge noch etwas besser aufgestellt als letztes Jahr.

Auffällig war in der Pre-Season zudem die Form von Kyle Lowry. Bereits in der letzten Saison startete er stark und wurde zum All-Star. Nachdem kleinere Verletzungen aber für einen schwachen Saisonabschluss sorgten, schien Lowry für die Off-Season motiviert. Er nahm einige Kilos ab und präsentierte sich in der wohl besten körperlichen Form; die 40 Punkte in einem der Pre-Season Spiele scheinen die logische Folge. Mit ihm, dem erfahrenen Carroll, der endlich die fehlende Defensiv-Mentalität mitbringen soll, der gestandenen restlichen Starting Five und absolut soliden Role-Playern hat Ujiri mal wieder einen tollen Job gemacht und fest steht eins:

In Toronto schaut man mit Zuversicht auf die kommende Saison und wird sicher die 50-Siege Marke angreifen.

Mögliche Starting Five:

1 Kyle Lowry

2 DeMar DeRozan

3 DeMarre Carroll

4 Patrick Patterson

5 Jonas Valanciunas

Die Bank:

Terrence Ross, Cory Joseph, Bismack Biyombo, Anthony Bennett, Lucas Noguiera, Luis Scola, James Johnson, Bruno Caboclo, Norman Powell, Delon Wright

Prognose

Die Raptors scheinen der klare Favorit in dieser Division. Sie konnten sich bereits in den letzten beiden Jahren den Sieg sichern und scheinen auch in diesem Jahr kaum von der Spitze zu verdrängen.

Dahinter könnte es allerdings spannend werden. Die Celtics scheinen am Breitesten aufgestellt und der etwas überraschende Playoff-Einzug könnte dem jungen Team weiteren Auftrieb geben.

Die Nets sind erfahren, doch es bleiben viele Fragezeichen. Hält die Gesundheit von Lopez, kann Johnson wieder an alte Zeiten anknüpfen und schafft es Hollins ein Team zum formen?

Auch die Knicks haben Ansprüche und Melo ließ vor kurzem erst verlauten, dass er mit einer klaren Steigerung im Vergleich zum letzten Jahr rechnet: „27 Siege seien lachhaft“.

Ich denke die Celtics haben die besten Chancen auf den zweiten Platz. Auf Platz 3 werden die Nets um die Playoffs mitspielen und auch wenn die Knicks überraschen können, sehe ich sie nur auf Platz 4.

Die Sixers sind bemüht und würden endlich gerne einen Aufschwung sehen. Okafor kann vielleicht das eine oder andere Spiel entscheiden, doch sie sind zu jung um an einem der anderen Teams vorbei zu ziehen.

  1. Toronto Raptors
  2. Boston Celtics
  3. Brooklyn Nets
  4. New York Knicks
  5. Philadelphia 76ers