Mike D’Antoni und die Lakers – Mit Run and Gun zum Titel?

Mike D’AntoniDie Lakers waren nicht nur „das“ Thema der Off-Season.  Ihre schlechten Leistungen sorgten auch in der Pre-Season für Schlagzeilen und während des Saisonbeginns beherrschte das Team ebenfalls die Medienlandschaft. Den Fans wäre natürlich lieber, wenn sie ihre Gegner genauso beherrschen würden, doch davon sind die Lakers zur Zeit noch weit entfernt – noch ….

Die Vorgeschichte

Drehen wir die Zeit einen Moment zurück und verschaffen uns einen Überblick über das was bisher geschah:

In der letzten Saison wurde immer wieder spekuliert, wie sich die Lakers verbessern könnten. Denn trotz neuem Coach wurde relativ schnell klar, dass dem Team etwas fehlt, um erneut um den Titel mitzuspielen. Das Team, geprägt durch die Triangle Offense, kam unter Coach Brown, der zu seiner Verteidigung durch den Lock-Out, keine Zeit für ein richtiges Training Camp hatte, aber nie richtig in Fahrt. Bynum haderte oft mit sich selbst und seiner Rolle in der Offensive und die Lakers Bank war mit die schlechteste Bank aller Playoff-Teams. Dazu war die Teamchemie zwar nie wirklich schlecht, aber auch eines ernsthaften Meisterkandidaten nicht würdig und so reichte letztlich das individuelle Talent nicht für den ganz großen Wurf.

Eine Veränderung musste her und die Lakers zauberten in der Off-Season, innerhalb von einer Woche mit der Verpflichtung von Steve Nash und dem Blockbuster-Deal um Dwight Howard, zwei überragende Neuverpflichtungen aus dem Hut.

Das Team

Kobe Bryant, Dwight Howard, Steve Nash, Pau Gasol – was sich wie ein Teil der Aufstellung eines All-Star-Teams liest und der Traum eines jeden Trainers ist, wurde für Mike Brown Wirklichkeit.

Doch auf den zweiten Blick stellte vermutlich auch Mike Brown fest, dass es mehr bedarf als die Jungs einfach nur aufs Feld zu schicken. Mit Kobe Bryant, Dwight Howard und Steve Nash hatte Brown nicht nur den Luxus drei der besten Spieler auf der jeweiligen Position zu haben, er musste auch bedenken, dass alle Spieler den Ball häufig in ihren Händen brauchen um erfolgreich zu sein. Vor allem Howard muss in diesem Jahr glücklich gestimmt werden, soll er länger verpflichtet werden und der neue Franchise-Player der Lakers werden.

Als wenn dies nicht genug wäre, kam die „Schwierigkeit“ dazu, mit Pau Gasol einen der stärksten Forwards zu haben, den man dringend in Offensive einbinden sollte, um sein Talent nicht zu verschwenden. Nimmt man dann noch World Peace, Jamison und die Bankspieler, die ihren Rhythmus brauchen hinzu, stellte sich plötzlich die Frage, wie man alles unter einen Hut bekommen sollte.

Die ersten Spiele

Mike Brown machte sich also seine Gedanken und entschied sich für die Princeton-Offense.

Unterstützen sollte ihn hierbei Eddie Jordan, der extra zur Einführung der Offense nach LA geholt wurde.

Doch kaum wurden diese Entscheidungen publik, hagelte es Kritik. Der Ball wäre nicht genug in den Händen von Steve Nash, auch Kobe würde den Ball nicht oft genug bekommen und was soll Dwight Howard eigentlich auf dem High-Post!?

Doch trotz all der Kritik zog man diese Linie durch und der Team-Basketball sollte Einzug in LA erhalten. Die Frage, ob dieses System nur ein Ausweg war, weil man die Stärken der einzelnen Spieler nicht besser zu verbinden wusste (z.B. das Pick and Roll von Nash oder die Isolation von Kobe Bryant), sei an dieser Stelle mal dahingestellt.

Trainer und Spieler schienen aber nach außen voll hinter dem Konzept zu stehen und schließlich hatte man eine komplette Pre-Season Zeit um das System zu verinnerlichen.

Doch hier zeigten sich bereits erste größere Schwierigkeiten. Man verlor gegen vermutlich schwächere Gegner, schien nie richtig in Tritt zu kommen und startete ohne Sieg aus den Pre-Season-Spielen in die Saison. Die Kritiker wurden natürlich wieder schnell lauter, doch die Lakers baten um etwas mehr Geduld.

Als man dann aber auch den Saisonstart mit 4 Niederlagen in 5 Spielen verpatzte, ging alles ganz schnell.

Die Trainer-Frage

Wie aus dem Nichts wurde die Entlassung von Coach Mike Brown bekannt gegeben.

Für viele ein erster richtiger Schritt, muss man Coach Brown jedoch einige Dinge zu Gute halten. Sein Start als Lakers-Trainer begann ohne Training Camp und die verkürzte Saison endete mit zum Teil knappen Niederlagen gegen OKC, die durch individuelle Fehler seiner Stars verschuldet waren.

In der zweiten Saison sollte mit dem neuen Team alles besser werden, doch die Verletzungen von Howard, Kobe und Nash gaben den Stars letztlich nur sehr wenig gemeinsame Minuten auf dem Feld. Gleich von Beginn forderte Brown etwas mehr Zeit und Geduld, die er letztlich aber nicht bekommen sollte. Das Argument, das Team sei zu stark um mit so vielen Niederlagen zu starten überwog und so zog das Lakers-Management die Notbremse. Übergangsweise sollte also Bernie Bickerstaff das Team übernehmen, bis ein neuer Trainer gefunden war.

Sofort kursierten viele Gerüchte und große Namen wie Phil Jackson, Mike D’Antoni, Jerry Sloan, Brian Shaw, Nate McNillan oder Jeff van Gundy.

Die Entscheidung für Mike D'Antoni

Viele Experten waren sich einig und auch die Fans schienen sofort zu wissen was sie wollen. Im ersten Spiel nach Brown hörte man „We want Phil“-Sprechchöre, worin die Forderung nach Phil Jackson klaren Ausdruck fand.

Als dann ein Treffen mit Phil Jackson stattfand, war man sich eigentlich schon sicher, dass er der neue Coach werden sollte.

Doch als keine Einigung getroffen wurde, Phil um etwas Zeit zur Entscheidung bat und die Lakers plötzlich weitere Gespräche führten, kamen Zweifel auf: Warum sollte es nicht klappen und wieso noch Zeit lassen?

Die Zweifel bestätigten sich kurze Zeit später, als die Lakers bekanntgaben Mike D’Antoni als neuen Coach verpflichtet zu haben. Phil Jackson, der ebenso überrascht wie Fans und Medien reagierte, gab bekannt, dass er nachts durch einen Anruf geweckt wurde und ihm mitgeteilt wurde, dass man sich für D’Antoni entschieden hatte. So nahm ihm das Management „seine Entscheidung“ ob er die Lakers coachen wollte, ab.

Die Medien berichteten anschließend, dass Jackson zu viel Geld haben und nicht bei allen Auswärtsspielen mitfahren wollte. Sie sahen hier die Gründe für die auf den ersten Bick fragwürdige Entscheidung der Lakers. Jacksons Umfeld wies diese Gerüchte jedoch entschieden zurück und auch das Management machte in mehreren Statements klar, dass die Entscheidung nur auf basketballerische Gründe zurückzuführen seien, da sie D’Antonis System für geeigneter hielten.

Der Neue ist da

Nun wurde die Verantwortung also in D’Antonis Hände gelegt. Durch die Zusammenarbeit mit Kobe im Team USA, in dem erst als Co-Trainer tätig war und die jahrelange erfolgreiche Zeit mit Nash bei den Suns war klar, dass D‘Antoni zumindest zwei der Lakers-Stars von Beginn an zu 100% hinter sich hatte. Einzig Dwight Howard äußerte sich etwas verhalten, hätte er wohl nicht gedacht, dass ihm nach dem Coaching-Chaos in Orlando ein ähnliches Schicksal bei den Lakers einholen sollte.

Anders als Brown macht D’Antoni aber direkt klar, dass er die Stärken von Nash, Kobe und Howard ausnutzen wollte und auch Gasol ein wichtiger Punkt in der Lakers Offensive werden sollte. Die Möglichkeiten mit Howard und Gasol scheinen seiner Pick and Roll konzentrierten Offensive gut zu tun und auch die häufig kritisierte Lakers-Bank redete er stark. Man merkte ihm an, dass er sich auf die anstehende Aufgabe freute.

Aufgrund einer kürzlich durchgeführten Knie-OP  wird er die Trainingseinheiten zunächst weiterhin auf Krücken leiten müssen und  leider war er bei den ersten zwei Spielen noch nicht auf der Lakers Bank. Doch D’Antoni brennt auf seinen ersten Einsatz an der Seitenlinie und scheint bereits in den ersten Tagen dem Lakers-Spiel seinen Stempel aufgedrückt zu haben.

Nachdem Bickerstaff die Lakers mit einer 2-1 Bilanz,  wieder halbwegs in die richtige Spur lenkte, konnten die letzten 2 Spiele seit der Verpflichtung gegen dankbare Gegner gewonnen werden.

Der Ausblick

Nun… die Frage was für die Lakers diese Saison möglich ist, stellen sich natürlich viele Fans der NBA. Nach der verpassten Verpflichtung von Phil Jackson scheinen die Kritiker in der Überzahl, hat D’Antonis System bisher keine Meisterschaft gewonnen und fehlen ihm bei den Lakers die starken Shooter, die die Suns und Nash so erfolgreich machten. Zudem ist er außerdem dafür bekannt wenig Wert auf die Defense zu legen.

Nun… selbstverständlich sind die Kritiker nicht im Unrecht, doch auf der anderen Seite gibt es auch einige Argumente, die für D’Antoni und ein erfolgreiches Abschneiden der Lakers sprechen, und die vermutlich auch das Lakers Management überzeugten.

Die Defense

Vielleicht die größte Schwäche D’Antonis. Die Frage ob Nate McNillan (ebenfalls Co-Trainer im Team USA und  Defensiv-Spezialist) als Co Trainer kommt, ist noch offen, trotzdem hätte es D’Antoni ohne Defense mit den Suns wohl kaum so weit in den Playoffs geschafft. Mit Kobe, World Peace und Howard hat er zudem drei der besten Verteidiger in der Liga, die motiviert sind, gerade unter D’Antoni ihr Lable als gute Verteidiger zu behalten.

Die Offense

“Showtime is back!” – das ist wohl eine der Schlagzeilen, die D’Antoni am liebsten über „seine“ Lakers lesen würde. In einigen Interviews machte er deutlich, dass er nicht das gleiche System wie damals in Phoenix laufen kann, fehlen ihm bei LA die richtigen Scharfschützen. Trotzdem wird er an seiner Pick and Roll – Offense festhalten.
Ob seine „7 seconds or less“ – Mentalität in der Offense wieder zu finden sein wird, bleibt auch abzuwarten. Erneut fehlen hier die Schützen die die Fast-Break-Dreier in Phoenix zu einer wichtigen Waffe machten.

Was Coach D’Antoni aber trotzdem klar machte ist, dass das Spiel schneller werden soll. Die Lakers hätten zu viel Talent um nicht so viele Abschlüsse wie möglich zu suchen und sich in der Half-Court-Offense zu verlieren.

Bereits in den ersten zwei Spielen nach seiner Ankunft, zeigten die Lakers mit 114 und 119 Punkten, was mit der Qualität des Kaders möglich ist. Bedenkt man, dass mit Steve Nash und Steve Blake die ersten zwei Aufbauspieler und die eigentlichen wichtigsten Spieler für D’Antonis System fehlten, scheint es als wäre noch jede Menge Luft nach oben.

Bevor man die Lakers aber nun in den Himmel lobt, sollte nochmal klar gestellt werden, dass die letzten Gegner eher schwache Mannschaften waren, denen wenige Chancen auf einen Playoff-Platz eingeräumt werden. Mit im Schnitt 105 kassierten Punkten gegen diese beiden Teams wird ebenfalls klar, dass die Defensive deutlich verbessert werden muss. Die Eingliederung von Nash, der Kobe den Ball wieder mehr aus den Händen nehmen wird, wird im Vergleich zu den vergangenen Spielen auch nochmal eine Änderung mit sich bringen an die sich Lakers gewöhnen werden müssen.

Die Prognose

Für eine Prognose was den Meistertitel angeht, ist es wohl zu früh. Doch mit D’Antoni scheinen die Lakers eine bessere Wahl als mit Mike Brown getroffen zu haben.

„The sky ist the limit“ ist zumindest für die Offensive der Lakers das richtige Motto. Mit so viel Talent und der von D’Antoni versprochenen schnelleren Offensive, die mehr Würfe für das Team generieren wird, darf man sich auf das ein oder andere offensive Feuerwerk freuen.
Mit der richtigen Einstellung in der Defense und einem guten Teamplay mit zurückgestellten Egos, mit dem die erfahrenen Lakers eigentliche keine Probleme haben sollten, ist eine Menge möglich. Spaß ist garantiert und Spaß fördert eine gute Teamchemie. Und genau das ist es, was den Lakers fehlte und  was die  Meisterteams der letzten Jahre ausmachte.