Playoff-Tag 15 – Spiel 7 im Dreierpack
Eigentlich ist es nichts Besonderes, wenn die erste Runde der Playoffs über mehr als zwei Wochen geht. Erstaunlich ist in diesem Jahr aber durchaus, wie viele Mannschaften noch in Woche 3 aktiv sein werden. So konnten bisher nur die Washington Wizards und die Miami Heat die zweite Runde erreichen, während die restlichen 12 Teams noch aktiv sind.
In der Nacht von Freitag auf Samstag trafen sich ganze sechs Teams, die in den jeweiligen Spielen Nummer 6 ums Weiterkommen bzw. ums Überleben kämpften und während zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar war, wer es gepackt hat oder bei wem es tatsächlich ein entscheidendes Spiel geben wird, kommt es in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf jeden Fall zu drei Entscheidungen.
So erstreckten sich mehrere Serien über sieben Spiele und es wird zwangsläufig zu Entscheidungsspielen kommen.
Indiana Pacers – Atlanta Hawks
Den Anfang machen dabei die Indiana Pacers und die Atlanta Hawks, nachdem sich Indiana in Spiel 6 mit 95-88 den Sieg sicherte. Die bisherigen Spiele liefen wie folgt:
Spiel 1: IND – ATL 93-101
Spiel 2: IND – ATL 101-85
Spiel 3: ATL – IND 98-85
Spiel 4: ATL – IND 88-91
Spiel 5: IND – ATL 97-107
Spiel 6: ATL – IND 88-95
Dementsprechend steht es 3-3 und die Pacers kommen bereits in der ersten Runde dazu den erspielten Heimvorteil im Entscheidungsspiel ausnutzen zu können. Die Serie entwickelte sich bisher allerdings zum großen Zittern für Indiana. Nach dem schwachen Abschluss der regulären Saison hatten die Fans natürlich die Hoffnung, dass die Leistungen, die Intensität und das Zusammenspiel in den Playoffs besser werden würde, doch gleich im ersten Spiel offenbarten die Pacers große Schwächen.
Spiel Nummer 2 verlief denn ein wenig entspannter und die Pacers zeigten beim deutlichsten Sieg der kompletten Serie eine deutlich bessere Form. Wer nun dachte, die Pacers hätten zueinander gefunden und würden durchstarten, der hatte sich getäuscht. So gaben sie nach einer undiskutablen Leistung in Spiel Nummer 3 auch das erste Auswärtsspiel aus der Hand und sahen sich im Hintertreffen.
Bereits hier wurden die Probleme von Roy Hibbert deutlich. Er kam überhaupt nicht gegen die agilen und beweglichen Center der Hawks zurecht und seine Werte gingen immer weiter bergab. So kam es dann auch dazu, dass er Spiel Nummer 4 zu großen Teilen nur von der Bank miterlebte. Immerhin stimmte seine Körpersprache von dort, er feuerte an und seine Mannschaft sicherte sich ein hart umkämpftes 91-88.
Zu Spiel Nummer 5 hatten sich die Pacers den Heimvorteil also zurück erkämpft, doch erneut wussten die Hawks zu überzeugen. Ein Dreierregen, der angeführt von Mike Scott für Indiana zuviel war, sorgte für einen weiteren zweistelligen Sieg der Hawks und dafür, dass die Pacers dem Aus immer näher kamen.
Den Matchball konnten die Hawks allerdings nicht verwerten und eine vor allem am Ende abgezockte Leistung von Indiana, sorgte nicht nur für den vierten Auswärtssieg der Serie, sondern außerdem für den Ausgleich und das damit verbundene Spiel 7.
Und was machte Roy Hibbert? Der verschwand in den Spielen 5 und 6 nun quasi komplett von der Bildfläche, wurde insgesamt nur knapp 24 Minuten eingesetzt und sicherte sich dabei insgesamt unfassbar mickrige zwei Rebounds und blieb komplett ohne Punkte.
Nun kommt es zu Spiel 7 und wie eigentlich in jedem Spiel sind es erneut die Pacers, die als Favorit gelten. Doch dieser Rolle wurden sie bisher nicht gerecht, bewiesen die Hawks nämlich, dass sie als gleichwertiger Gegner gesehen werden können.
So werden die Karten in Spiel Nummer 7 neu gemischt und eine zentrale Rolle wird hier wohl der Coach der Pacers bekommen. Hibbert ist derzeit einfach nicht zu gebrauchen und wie auch Paul George in der Halbzeit von Spiel Nummer 6 anmerkte wird es Zeit, dass auf Small-Ball umgestellt wird, da die Pacers hiermit gegen Atlanta wesentlich besser zurecht kamen.
Somit wird Frank Vogel sich erneut über einen Wechsel der Starting Five Gedanken machen müssen, nachdem man diesen eigentlich schon für Spiel Nummer 6 erwartete.
Letztlich denke ich, dass Indiana das erste Spiel 7 des Abends gewinnt, da sie zwar durchwachsene Leistungen zeigten, aber wissen auf was es in solchen Spielen ankommt. Letztlich hilft ihnen ihre Erfahrung und die eigenen Fans werden ebenfalls alles dafür tun, um ihrer Mannschaft den Einzug in die zweite Runde zu ermöglichen.
Tipp: -5,5 Indiana Pacers – 1,80 MyBet.com
Oklahoma City Thunder – Memphis Grizzlies
Mit der Schlusssirene in Indiana wird dann mehr oder weniger direkt im Anschluss das zweite Spiel 7 des heutigen Abends anfangen. Hier treffen die Oklahoma City Thunder auf die Memphis Grizzlies.
Diese Serie gestaltete sich von den Ergebnissen her noch spannender als die in Indiana und auch hier wollen wir uns den Verlauf kurz anschauen.
Spiel 1: OKC – MEM 100-86
Spiel 2: OKC – MEM 105-111 (OT)
Spiel 3: MEM – OKC 89-85 (OT)
Spiel 4: MEM – OKC 89-92 (OT)
Spiel 5: OKC – MEM 99-100 (OT)
Spiel 6: MEM – OKC 84-104
Der Zwischenstand von 3-3 ergibt sich natürlich automatisch und so darf man sich auch hier auf ein spannendes Entscheidungsspiel freuen.
Mit vier Verlängerungen ist auch statistisch belegt wie knapp es insgesamt war und das eine Mannschaft sich mit ein wenig Glück auch hier jeweils hätte durchsetzen können. Vor allem Spiel Nummer 5 war an Spannung kaum zu übertreffen, da sowohl zum Ende des vierten Viertels als auch zum Ende der Overtime Körbe erzielt wurden, aber nur Hundertsel zu spät die Hand verließen und daher nicht zählten.
Insgesamt zeigten sich die Grizzlies etwas abgezockter und gewannen drei der vier Overtime-Spiele während OKC die anderen beiden Begegnungen relativ klar gewinnen konnte. Die vermeintliche Abgezocktheit der Grizzlies ist jedoch ein wenig mit Zweifel zu betrachten, auch wenn sie bereits in der regulären Saison die meisten knappen Siege einfahren konnten. So erlaubten sie OKC bei ihren drei Siegen beispielsweise dreimal mit unfassbaren 4-Point-Plays im Spiel zu bleiben oder größere Rückstände aufzuholen. Letztlich hatten sie zudem Glück, dass Russell Westbrook in den Verlängerungen untertauchte, alle 14 Feldversuche vergab und nur einen Punkte erzielen konnte.
Von dieser Statistik ausgehend, möchte OKC eine weitere Verlängerung in Spiel Nummer 7 natürlich gerne verhindern und eine ähnlich gute Leistung wie in Spiel Nummer 6 zeigen, in dem sie die Grizzlies von Anfang an dominierten. Ausgangspunkt für diese Dominanz war Kevin Durant. Der Forward geriet nach den ersten fünf Spielen in die Kritik und die Medien betitelten den möglichen MVP der Saison mit dem Spitznamen „Mr. Unreliable“ (zu deutsch: Mr. Unzuverlässig). Dies nutzte er scheinbar zur Motivation und startete wie ausgewechselt ins letzte Spiel. 18 Punkte im ersten Viertel ebneten den Weg für Durant und seine Thunder, die nach dem 25-17 Start ins erste Viertel nicht mehr zurückschauten und Memphis klar besiegten.
Am Ende stand Durant bei 36 Punkten und auch wenn seine Quote (11-23 und 0-6 Dreier) wieder nicht überzeugend war, übernahm er die nötige Verantwortung und trug seine Mannschaft in Spiel 7. Hier möchte er natürlich an diese Leistung anknüpfen und die Entscheidung herbeiführen.
Helfen könnte ihm dabei eine Verletzung auf Seiten der Grizzlies. Mike Conley verletzte sich zum Ende des Spiels Nummer 6 am Oberschenkel, kehrte zwar nochmal zurück aufs Feld, musste sich aber letztlich doch den Schmerzen beugen. Er könnte dem Team aus Memphis fehlen und gilt derzeit als „Game-Time-Decision“. So liegen alle Vorteile bei OKC, die diese letztlich auch nutzen werden.
Nach einem harten Kampf setzt sich Oklahoma also doch noch durch und revanchiert sich so für das klare Ausscheiden im letzten Jahr.
Tipp: -7,5 Oklahoma City Thunder – 1,97 Comeon.com
Los Angeles Clippers – Golden State Warriors
Das letzte Entscheidungsspiel des heutigen Tags findet im Anschluss dann in Los Angeles statt, wo die Los Angeles Clippers auf die Golden State Warriors treffen.
Spiel 1: LAC – GSW 105-109
Spiel 2: LAC – GSW 138-98
Spiel 3: GSW – LAC 96-98
Spiel 4: GSW – LAC 118-97
Spiel 5: LAC – GSW 113-103
Spiel 6: GSW – LAC 100-99
Der Blick auf die Ergebnisse und dem Verlauf der Serie verrät, dass es auch hier heiß her ging und der Stand von 3-3 letztlich gerecht ist. Bemerkenswert ist an dieser Stelle nochmal, dass die Warriors ohne ihren eigentlichen Starting Center auskommen mussten, da sich Andrew Bogut zum Ende der regulären Saison eine Rippe brach und so nicht spielen konnte.
Außerdem ist hier klar anzumerken, dass der Fokus der Serie nicht immer bei den Spielen lag. Natürlich sprechen wir hier von dem Skandal um Donald Sterling, dem Besitzer der LA Clippers. So standen Spiel 4 und 5 durchaus im Einfluss des Skandals und nachdem LA in Spiel 4 einen etwas angeschlagenen Eindruck machten, zeigten sie sich nach dem Urteil von Commissioner Adam Silver gestärkt und konnten einen klaren Sieg einfahren.
In Spiel Nummer 6 nutzte Golden State dann aber ihren Heimvorteil und gewann letztlich knapp mit 100-99. Dabei kam es nicht zu einem Wurf in letzter Sekunde, da Golden State zum Ende einen Vorsprung heraus gespielt hatte, der groß genug sein sollte um das Spiel über die Zeit zu retten.
Spiel Nummer 7 wird somit zur Entscheidung und die Ausganslage sieht keinen klaren Favoriten. Die Clippers sind zwar eigentlich im Vorteil da sie zu Hause spielen, doch Golden State konnte bereits auswärts gewinnen und weiß somit wie der Hase im Staples Center läuft.
Somit richten sich letztlich alle Augen auf Paul, Griffin, Curry und Co. die auf dem Feld den Sieger unter sich ausmachen werden. Curry zeigte auch in Spiel 6 eine tolle Leistung und setzte die Clippers vor allem im ersten Viertel mit 14 Punkten unter Druck. Auch wenn er insgesamt „nur“ 24 Punkte erzielte, war es die Gefahr die er ausstrahlte, die den Warriors die nötige Sicherheit gab. Auch Draymond Greene verdiente sich ein Sonderlob, verteidigte er quasi auf allen Positionen und belegte sein tolles Spiel mit 14 Punkten und 14 Rebounds, nachdem sich Jermaine O’Neal am Knie verletzte. O‘Neals Status für Spiel Nummer 7 ist noch unklar.
Wie bereits häufiger in dieser Serie könnten die Foul-Probleme letztlich die entscheidende Rolle spielen. So foulten in Spiel Nummer 6 Griffin, Redick und Lee aus und weitere standen kurz davor. Die ganze Serie werden beide Mannschaften von diesen Problemen begleitet, so dass eine clevere Defense den Ausschlag geben könnte.
Einen Sieger vorauszusagen ist äußerst schwer, ich denke aber ein Risiko-Tipp auf Golden State kann gewagt werden. Der Spread spricht für sie und selbst ohne ihn hätten sie durchaus eine realistische Siegchance. Die Frage ob der Sterling-Skandal, der die NBA unter Umständen verklagen will, wenn diese ihm zum Verkauf zwingt, hängt unter Umständen doch noch in den Köpfen der Spieler, was dafür sorgt, dass vielleicht eine paar Prozentpunkte an Willensstärke fehlen. Doch natürlich ist dies nur Spekulation.
Sicher keine Spekulation ist aber, dass Golden State auf jeden Fall weiter kommen will und alles dafür gibt, die zweite Runde zu erreichen. So entwickelt sich letztlich ein heißer Kampf, bei dem mein risikobehafteter Tipp auf die Warriors geht.
Tipp: -7Golden State Warriors – 1,98 PinnacleSports.com
Somit wartet auf die Fans eine spannende Nacht in der viele Entscheidungen fallen, Helden geboren und Fan-Hoffnungen zerstört werden könnten.
Die NBA bietet das was die Fans sehen wollen und wir stehen erst am Ende der ersten Runde. Uns bleibt also nichts außer uns zurück zu lehnen und die Spiele zu genießen… „Viel Spaß“!