NBA AWARDS 2014

Die Playoff-Paarungen stehen und es dauert nur noch wenige Tage bis die ersten Spiele endlich losgehen. Doch neben den Vorberichten und natürlich auch dem kurzen Rückblick auf die Saison steht eine Frage immer noch im Raum: Wer gewinnt die Awards?

Nachdem die Favoriten im letzten Jahr teilweise relativ klar waren, ergibt sich in diesem Jahr ein anderes Bild, gibt es zum Teil viele Anwärter auf den jeweiligen Titel. Wir wagen eine Prognose und wollen uns mit den einzelnen Titeln etwas genauer beschäftigen.

Die Awards

MVP (Most Valuable Player): Kevin Durant (Oklahoma City Thunder)

Nachdem sich LeBron James im letzten Jahr klar durchsetzte und den vierten MVP-Titel in fünf Jahren einheimste, hat sich nun Kevin Durant an die Spitze gesetzt.

Selbstverständlich hätte LeBron den Titel erneut wie kaum ein anderer verdient gehabt, doch bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass Durant letztlich doch eine etwas bessere Saison hatte und dabei auch eine Verbesserung im Vergleich zu den letzten Jahren zu erkennen war.

Das Hauptargument liegt natürlich bei seinem Scoring. Mit 32 Punkten im Schnitt führt er die Liga mit großem Abstand an und konnte in 41 Spielen hintereinander 25 Punkte erzielen. Wie in unserem Extra-Bericht erwähnt überzeugte er hier mit unfassbar guten Spielen und stellte einen über 20 Jahre alten Rekord von Michael Jordan ein. Beeindruckende Seitenstatistik, in ca. 15 Spielen konnte Durant das komplette letzte Viertel aussetzen. Rechnet man hier die fehlenden Punkte hinzu (über 7 pro Spiel, allein im letzten Viertel), wäre sein Schnitt sicher noch um einen oder zwei Punkte höher gewesen.

Doch neben dem Scoring konnte er auch in anderen Kategorien überzeugen. 7,4 Rebounds pro Spiel liegen klar über seinem Karriereschnitt und vor allem sein Assist-Wert liegt mit 5,5 Vorlagen pro Spiel in einer Dimension wie man sie von Durant bisher nicht kannte. Auch als sich Russell Westbrook verletzte übernahm Durant Verantwortung und konnte sein Team an der Spitze der starken Western Conference halten.

Zu guter Letzt stehen noch 3 Triple-Doubles und 27 Double-Doubles auf seiner Habenseite, ebenfalls Karriere-Bestwerte.

Statistisch gesehen gibt es als mehr als genug Gründe für Durant und wer ihn spielen sehen hat, weiß um seinen unfassbaren Wert für das Team.

LeBron hin und her – in diesem Jahr ist der verdiente MVP Kevin Durant.

MIP (Most Improved Player): Goran Dragic (Phoenix Suns)

Hier ist das Rennen in diesem Jahr etwas knapper, zeigten sich einige Spieler klar verbessert. Mein Favorit ist aber Goran Dragic. Der junge Guard aus Phoenix schaffte es in dieser Saison die Suns fast in die Playoffs zu führen. Natürlich darf man die Verpflichtung von Eric Bledsoe nicht vergessen, der mit Dragic ein gefürchtetes Duo im Backcourt der Suns bildete. Doch Bledsoe war lange verletzt und so musste Dragic das Team alleine anführen. Erst zwei Niederlagen gegen die Mavs und Grizzlies sorgten dafür, dass Phoenix die Playoffs am Ende noch fast verpasste. Trotzdem kann vor allem Dragic auf eine tolle Saison zurückblicken.

Auch wenn seine Assist-Werte ein wenig zurück gingen (von 7,4 auf 5,9) wusste er ansonsten zu überzeugen. Sein Scoring erhöhte sich 14,7 auf 20,3 Punkte und auch bei den Rebounds und Blocks konnte er Karriere-Bestwerte verbessern oder einstellen. Zu guter Letzt ist noch die unglaubliche Quote zu beachten, da Dragic über 50% aus dem Feld und über 40% seiner Dreipunktewürfe versenkte.

Weitere Anwärter auf den Titel sind neben Dragic noch folgende Spieler:

Anthony Davis, Gerald Green, DeAndre Jordan, Kendall Marshall, Patty Mills oder beispielsweise auch Blake Griffin, der zwar schon zu den Superstars gehört, aber in diesem Jahr einen klaren Schritt nach vorne machte.

Es wird ein spannendes Rennen, aber ich denke Dragic hat sich diesen Titel am meisten verdient.

Defensive Player of the Year: Joakim Noah (Chicago Bulls)

Das Titel um den Award des Defensive Player of the Year ist ähnlich spannend, wie das um den MIP-Titel. Dabei fällt wieder einmal auf, dass vor allem die Big-Man zum engeren Favoritenkreis gehören. Joakim Noah, Roy Hibbert, Serge Ibaka, DeAndre Jordan und Dwight Howard räumen regelmäßig unter dem Korb auf und geben ihren Teams die Identität in der Defensive. Mit Andre Igoudala, LeBron James und Patrick Beverly machten aber auch „kleinere“ Spieler mit guter Verteidigung auf sich aufmerksam.
Die besten Chancen hat in diesem Jahr aber Joakim Noah, von den Chicago Bulls. Der Center führte sein Team nach den Ausfällen/Abgängen von Rose und Deng in die Playoffs und sorgte dabei einerseits mit verbesserter Offensive für Aufsehen, konnte aber vor allem durch seine Variabilität in der Verteidigung glänzen. So konnte er auch gegen Spieler wie Durant oder James ein Pick and Roll übernehmen, oder sich unter dem Brett gegen die anderen Big-Men behaupten. Da Noah zwischenzeitlich sogar ins Rennen um den MVP-Titel einstieg, zeigt sich der unschätzbare Wert für sein Team und der Award für den besten Verteidiger wäre mehr als verdient. Auch wenn die Block, Steals und Rebound-Werte nicht immer zu den Top-Werten der Liga gehörten, waren es für ihn Karriere-Bestwerte, welche somit auch für den gestiegenen Wert den er für sein Team besitzt, sprechen. Seine Variabilität ist aber der Hauptgrund warum die Bulls, dass beste Defensiv-Team der Liga sind. Er ist ihr Anker und hat den Titel mehr als verdient.

Rookie of the Year: Michael Carter-Williams (Philadelphia 76ers)

Ähnlich wie das MVP-Rennen im letzten Jahr ist das Rennen um den Titel des Rookie of the Year in diesem Jahr ein Zweikampf. So werden Michael Carter-Williams und Victor Oladipo den Titel unter sich ausmachen. Favorisiert war zu Beginn der Saison der Guard aus Orlando, doch die unglaubliche Show des MCW katapultieren ihn gleich zum Saisonstart auf Platz 1 des Rankings. Unvergessen bleibt seine Show gegen die Miami Heat, in der er sein Team nicht nur zum Sieg führte, sondern mit 22 Punkten, 7 Rebounds, 12 Assists und 9 Steals auch unglaubliche Statistiken aufbot. 16 Double-Doubles und zwei Triple-Doubles sind weitere Statistiken die für ihn sprechen. Zudem führt er im internen Rookie-Ranking folgende Kategorien an: Punkte pro Spiel (pS), Rebound pS, Assists pS und Steals pS. Oladipo ist zwar auch oft oben mit dabei und hat eine minimal bessere Wurfquote, doch die Werte zeigen im Gesamtbild einen klaren Favoriten und einen verdienten Rookie of the Year, der mit 16,7 Punkten und über 6 Rebounds und 6 Assists pro Spiel ein tolles Gesamtbild abgab. Da auch seine Rookie-Kollegen ähnlich schwache Bilanzen mit ihren Teams am Ende der Saison hatten, bleibt nur zu sagen: Herzlichen Glückwunsch Michael Carter Williams!

Coach of the Year: Gregg Popovich (San Antonio Spurs)

Für mich ist das Rennen um den Coach of the Year eigentlich kein Rennen und eine andere Auszeichnung als die für den Coach den San Antonio Spurs fände ich unverständlich.

Natürlich haben Trainer wie Casey (Raptors), Rivers (Clippers) oder vor allem einige Neulinge wie Hornacek von den Suns einen tollen Job gemacht, doch die Arbeit des Trainers aus San Antonio ist unfassbar.

So hat er es auch in seiner 17.Saison geschafft aus den Spurs eins der, wenn nicht sogar das beste Team der Saison auf die Beine zu stellen, obwohl vor allem Duncan und Ginobili deutlich in die Jahre gekommen sind. Der Fakt, dass das Team schon in großen Teilen lange zusammenspielt mag ein Vorteil sein, doch die Spieler noch immer motivieren zu können und individuell weiter zu verbessern verschaffen dem Coach zusätzliche Argumente.

Wenn man sich nur etwas mehr mit den Spurs beschäftigt, findet man interessante Statistiken. So steht kein Spieler länger als 30 Minuten auf dem Feld und kein Spieler erzielt mehr als 17 Punkte pro Spiel. Beeindruckend außerdem, wenn man bedenkt, dass 12 verschiedene Spieler mehr als 60 Spiele mit 10 Minuten Einsatzeit machten und das insgesamt 19 verschiedene Spieler für die Spurs im Einsatz waren. Solche Werte rechtfertigen eigentlich schlechte Teamleistungen und sprechen der Mannschaft Qualitäten ab.

Das ist für die Spurs natürlich nicht der Fall und sie haben mit Duncan, Parker, Ginobili oder auch Leonard absolute Top-Leute auf den jeweiligen Positionen, doch die Art und Weise wie auch die Rollenspieler in das Konzept und den tollen Teambasketball passen ist ganz klar der hervorragenden Arbeit von Gregg Popovich zuzuschreiben.

Auch wenn er den Award nicht will, wie er selbst häufiger zu verstehen gibt, hätte er ihn rückblickend auf die ganze Saison wohl am meisten verdient, hatten die Spurs nach der Saison die beste Bilanz der Liga.

6th Man of the Year: Taj Gibson (Chicago Bulls)

Der letzte individuelle Award ist vermutlich der Spannendste. So gibt es beim 6th Man of the Year in diesem Jahr keinen klaren Favoriten und Spieler wie Taj Gibson, Jamal Crawford oder Manu Ginobili gehören zum engeren Kreis der möglichen Gewinner. Nicht zu vergessen sind natürlich Spieler von Nick Young, Vince Carter oder Markieff Morris, die für ihre Teams wichtige Waffen von der Bank darstellten.

Taj Gibson aber hat die Auszeichnung meiner Meinung am meisten verdient und sorgte im Laufe der Saison für Verärgerung bei Frontcourt-Kollege Carlos Boozer, der sich darüber beklagte, zu wenige Minuten zum Ende des Spiels zu bekommen. Zu Recht, führt sein Ersatz Gibson, die Liga mit den meisten Minuten im vierten Viertel an. Allein das hier ausgesprochene Vertrauen von Coach Thibodeau, zeigte den Wert den Gibson für seine Mannschaft hat. Die Tatsache, dass sich Gibson zudem in allen individuellen Kategorien verbesserte spricht auch für ihn und so wäre er ein verdienter Sieger.

Clippers Guard Jamal Crawford zeigte sich natürlich auch wieder einmal sehr wichtig für sein Team, startete aber fast ein Drittel der Saison, sodass der Titel im engeren Sinne vielleicht etwas fairer für Gibson wäre.