Cleveland Cavaliers – Chicago Bulls

Der Hype der um die Serie zwischen den Cleveland Cavaliers und den Chicago Bulls gemacht wird, lässt vermuten, dass es hier um mehr als nur die Eastern Conference-Halbfinals geht.

Die Geschichte der beiden Teams, das Aufeinandertreffen von Rose und James, die Fehde um Noah und James, natürlich auch die Verletzungen von Cleveland und schlussendlich die  Ergebnisse der regulären Saison sind nur einige Punkte auf die man im Hinblick auf diese Serie einen Blick werfen sollte.

So trafen beide Teams vier mal in der regulären Saison aufeinander, von denen die Cavs drei gewinnen konnten. Zu Saisonbeginn kam es zu einem Overtime-Spiel, in dem sich die Cavs 114-108 durchsetzen konnten. Chicago spielte ohne Jimmy Butler. Im Januar kam es zum zweiten Aufeinandertreffen und wieder gingen die Cavs als Sieger vom Feld (108-94), diesmal fehlte allerdings Joakim Noah. Im dritten Spiel fehlte dann erneut Butler, doch auf Seiten der Cavs musste man diesmal auch auf Kevin Love verzichten. So konnten die Bulls das Spiel mit 113-98 gewinnen.

Das letzte Duell fand dann ohne Rose statt und LeBron führte seine Mannschaft mit einem Triple-Double zum 99-94 Sieg, der gleichzeitig auch den 3-1 Sieg in der regulären Saison bedeutete. Da Chicago aber stets ohne wichtigen Starter spielte, sollte man nicht zu viel in die Ergebnisse hinein interpretieren. Ob das Fehlen von Love, der durch seine Schulterverletzung den Rest der Playoffs verpassen wird, aber ähnlich wichtig wird wie in der regulären Saison, ist ebenfalls abzuwarten und so bleiben viele Fragen zu beantworten.

Fest steht aber, dass vor allem auch James Geschichte mit den Bulls für Feuer sorgen wird und die Bulls nach Jahren der Verletzungen in den Playoffs nun endlich auf Revanche für das damals gerechtfertigte Playoff-Aus von 2010 als sie mit 1-4 gegen die Cavs (mit James) verloren, aus sind.

Situation Cleveland Cavaliers (2. Platz: 53 Siege – 29 Niederlagen)

  1. Runde: 4-0 gegen Boston Celtics

Für die Cleveland Cavaliers wird die Serie mit den Bulls ein echter Härtetest. So kugelte sich Kevin Love im Spiel gegen die Celtics und im Zweikampf mit Kelly Olynyk die Schulter aus. Nachdem man zunächst hoffte, er könne in 2-3 Wochen wieder angreifen wurde jedoch schnell klar, dass es  sich um eine schlimmere Verletzung handelt und er 4-6 Monate ausfallen wird.

Ein weiterer Rückschlag war die Suspendierung von JR Smith, der sich im Boston-Spiel zu einem Faustschlag hinreißen ließ. Zwei Spiele wird JR seinen Cavs fehlen und neben Love damit der zweite wichtige Ausfall sein.

Doch die Cavs haben natürlich noch Spieler wie James und Irving und sind heiß auf diese Serie. Der Sweep in Runde 1 war sicher gut für das Selbstvertrauen und die Erfahrung die einige Spieler bereits mitbringen, kann sicher hilfreich für diese Serie werden.

Die meisten Augen werden aber natürlich wieder auf LeBron James gehen. Zum ersten mal in seiner Karriere fehlt ihm einer seiner besten Mitspieler komplett und nachdem viele andere Teams in den letzten Jahren daran scheiterten, dass ein Top-Spieler fehlte (zum Beispiel OKC – Durant/Westbrook, Chicago – Rose, Lakers – Kobe oder die Hawks – Horford) kann James nun zusammen mit Kyrie Irving die Kritiker eines Besseren belehren.

Heiß wird er auf jeden Fall sein und vor allem seine Geschichte mit den Bulls motiviert doppelt. So schaltete er die Bulls bereits im Jahr 2010 mit den Cavs aus, im Jahr 2011 gewann er dann mit Miami gegen Chicago und auch im Jahr 2013 war für die Bulls gegen James‘ Heat Endstation.  Sein Triple-Double im letzten Duell der regulären Saison war daher vielleicht auch schon ein kleiner Vorgeschmack auf das was die Fans in den kommenden Spielen erwarten wird.

Chancenlos sind die Cavs jedenfalls nicht, selbst wenn mit den Langzeitverletzten Varejao und den neuen Ausfällen Love und Smith (kurzfristig) einige wichtige Spieler fehlen.

Situation Chicago Bulls (3. Platz: 50 Siege – 32 Niederlagen)

  1. Runde: 4-2 gegen Milwaukee Bucks

Die Bulls freuen sich auf diese Serie und da Chicago eigentlich seit dem ersten Aus gegen die Cavs im Jahr 2010 so zusammen spielt, haben sie die vielen Niederlagen gegen James nicht vergessen. Natürlich sei gesagt, dass Rose im Jahr 2010 noch sehr jung war und in den folgenden Jahren immer verletzt fehlte, doch vor allem für Joakim Noah, der keinen Hehl um seine Abneigung gegen James machte, waren die Niederlagen immer wieder sehr bitter.

Zur Freude der Fans sind die Bulls aber in diesem Jahr endlich mal komplett und können in Bestbesetzung in diese Serie gehen. Zwar fehlten in der regulären Saison immer mal wieder Spieler mit Verletzungen, doch nach dem Sieg in der ersten Runde gegen die Bucks haben die Bulls einen guten Rhythmus und sind hoch motiviert.

Ein großer Vorteil sind natürlich die Verletzung von Kevin Love und die Sperre von JR Smith. Nun sind die Bulls in der Situation gegen ein gehandicaptes Team anzutreten und rutschen damit auch ein wenig in die Favoritenrolle.

Nachdem nicht immer souveränen Auftritt in Runde 1 ist natürlich fraglich, ob der Druck nicht vielleicht etwas zu hoch ist, doch Chicago ist erfahren genug um mit der Situation fertig zu werden. Vor allem Pau Gasol könnte mit seiner Championship Erfahrung eine zentrale Rolle einnehmen. Zudem fehlt mit Love sein Gegenpart, was ihm das Leben in der Verteidigung etwas einfacher machen sollte.

Chicago hat viele Vorteile auf der eigenen Seite und geht trotz der schlechteren Bilanz und der Niederlagen in der regulären Saison für mich als Favorit in diese Serie.

X-Faktor: Derrick Rose

Natürlich ist Rose der Go-To-Guy der Bulls, doch nachdem er in 2010 vielleicht einfach noch etwas jung war und in den letzten Jahren in den Playoffs stets fehlte, kann er nun beweisen, dass er der Spieler ist, für den ihn die Bulls halten und dass er der Schlüssel zum Erfolg ist.

Im Duell mit Kyrie Irving erwartet ihn allerdings einer der besten Point-Guards der Liga, der Rose sowohl in der Offensive, als auch in der Defensive auf Trab halten wird. Doch Rose bewies in den letzten Spielen, dass er einerseits dazu bereit ist länger zu spielen, andererseits aber auch sein Spiel anpassen kann, wenn es aus dem Feld nicht gut läuft.

Durch sein 48 Minuten Spiel gegen die Bucks und den weiteren Spielen, die er bestreiten konnte, konnte man zuletzt immer mehr den Anschein gewinnen, als wenn Rose die Verletzungsmisere überstanden hat.

Da Butler und Gasol ihn aber auch in der Offensive entlasten, kann er hier und da ein paar Kräfte sparen und so wird er stets gefährlich bleiben. Rose kann sich also nun beweisen und könnte letztlich den Unterschied machen. So ist er der X-Faktor in dieser Serie.

Cleveland Cavaliers – Chicago Bulls Serien-Tipp

Mit 16,4 Punkten und 9,7 Rebounds in der der regulären Saison bzw. 14,3 Punkten und 7,0 Rebounds in den Playoffs bewies Kevin Love auch statistisch, wie wichtig er für die Cavs ist. Andererseits zeigten diese Werte auch einen klaren Einschnitt im Vergleich zu seinen Jahren bei Minnesota und so steht die Frage im Raum, wie wichtig Love tatsächlich für seine Cavs ist.  Häufig wurde er kritisiert, obwohl er nur versuchte zurück zu stecken und seiner Mannschaft zu helfen.

Nun müssen die Cavs jedoch ohne ihn auskommen und gerade im Hinblick auf die Serie mit den Bulls, die mit Noah, Gasol und Gibson sehr stark besetzt sind, könnte sein Fehlen von zentraler Bedeutung sein. Der Ausfall von Varejao, der durch Mozgov aufgefangen wurde, kommt einem daher auch nochmal in den Sinn und es scheint als hätte Cleveland unter den Brettern einige Nachteile. Small-Ball wäre natürlich eine Option um mit den Verletzungsproblemen fertig zu werden, doch Chicago wird sich bestimmt darauf vorbereiten und scheint erfahren genug um damit fertig zu werden.

Trotzdem sind die Cavs natürlich nicht chancenlos. Die unfassbare, individuelle Klasse von James und Irving, die nun noch mehr Verantwortung tragen werden ist immer gefährlich und Chicago wird sich vor allem in ihrer zuletzt nicht immer so starken Defensive auf viel Arbeit gefasst machen müssen.

Letztlich denke ich jedoch, dass Loves Ausfall, die zum Teil fehlende Erfahrung von Irving und auch die Riesenmotivation von Noah und Co. am Ende für die Bulls sprechen. Zudem wird JR Smith noch Fehlen und auch dies könnte den Cavs teuer zu stehen kommen. Kampflos wird es nicht, doch ich denke die Bulls setzen sich am Ende in sechs Spielen durch.

Spiel 1:

Ich glaube, dass das erste Spiel wichtig wird, da sich für die Bulls eine große Chance bietet, den Cavs den Heimvorteil zu stehlen. Die Möglichkeiten sind für Cleveland ohne Love und Smith nämlich begrenzt und die Bulls kommen nach dem klaren Sieg im letzten Spiel über die Bucks mit einer Menge Selbstvertrauen in die Partie.

Cavs-Coach Blatt meinte, dass die lange Pause  nach dem Sweep über die Celtics ein Problem sein könnte, verwies jedoch auch darauf, dass sie in der regulären Saison, nach den acht Tagen Pause um den All-Star-Break in Top-Verfassung auftreten.

Am Ende wird Coach Thibodeau aber die richtigen taktischen Maßnahmen ergreifen um den Cavs zuzusetzen. Auch Jimmy Butler wird hoch motiviert und konzentriert sein. Er wird sicher eine große Zeit mit der Verteidigung von James verbringen und nachdem er sich selbst in Runde 1 noch kritisierte, hat er die Chance mit Top-Verteidigungsleistungen gegen James für Wiedergutmachung zu sorgen.

Ich erwarte eine unfassbare Stimmung und ein hoch interessantes Duell. Die Vorzeichen sprechen meiner Ansicht nach klar für die Bulls und da sogar der Spread für die Bulls spricht, geht mein Tipp ganz klar auf Chicago.

Tipp: Spread +4,5 Chicago Bulls