Los Angeles Clippers – Houston Rockets
Die Serie der ersten Runde der diesjährigen Playoffs zwischen den Los Angeles Clippers und den San Antonio Spurs war wohl das spannendste Matchup, was die Meisterrunde bisher zu bieten hatte. Am Ende steht nach sieben aufreibenden Spielen der amtierende Champion vor vielen ungelösten Fragen und Los Angeles in den Western Conference Semifinals gegen die Houston Rockets.
Das Team um MVP-Kandidat James Harden konnte sich wenig überraschend gegen ein nicht funktionierendes Team der Dallas Mavericks relativ deutlich mit 4-1 in der Auftaktrunde der Postseason durchsetzen. Es wird spannend sein zu sehen, wie die Rockets auf einen Gegner reagieren, der ihnen auf Augenhöhe begegnet.
In der regulären Saison jedenfalls teilten sich die beiden Teams die vier Partien gleichmäßig untereinander auf. Sowohl die Los Angeles Clippers gewannen zwei Spiele, als auch die Houston Rockets. Die ersten beiden Aufeinandertreffen konnten die Kalifornier recht deutlich für sich entscheiden (102-85, 110-95), während die letzten beiden Begegnungen dann auf das Konto der Texaner wanderten (110-105, 100-98).
Wie viel Gewicht die Ergebnisse der Regular Season allerdings wirklich haben ist fraglich. Rockets-Center und Defensiv-Anker Dwight Howard konnte keine einzige der vier Partien bestreiten. Deshalb geht auch Houstons Coach Kevin McHale davon aus, dass die Vergleich der beiden Mannschaften in der regulären Saison nicht allzu ernst genommen werden sollten.
Situation Los Angeles Clippers (3. Platz: 55 Siege – 27 Niederlagen)
1. Runde: 4-3 gegen San Antonio Spurs
Viele hatten erwartet, dass die Serie der Clippers und Spurs eng werden würde. Niemand hatte erwartet, dass zwei der sieben Partien durch die Schiedsrichter entschieden würden und kaum jemand der Experten hatte mit einem Weiterkommen der Los Angeles Clippers gerechnet.
Die Spieler der Mannschaft von Doc Rivers erhielten vor der ersten Runde der Playoffs gegen den amtierenden Champion ein Blatt Papier auf dem die Tipps zur Serie und ihrem Ausgang der angesehensten Experten der US-Medien zusammengestellt waren. Niemand hatte die Clippers in der nächsten Runde gesehen.
Wie viel Motivation die Clippers daraus gezogen haben ist fraglich, dennoch muss die Leistung der Mannschaft anerkannt werden. Die effizienteste Offensive der zwei vergangenen Saisons beruht zwar immer noch nur auf den Geschicken von Chris Paul, hat aber in der Defensive in der Postseason zugelegt.
Nach teilweise haarsträubender Verteidigungsarbeit scheinen die Clippers verstanden zu haben, dass Titel am eigenen Ende des Feldes gewonnen werden. Auch hier muss es wieder Chris Paul richten, der auch in der eigenen Hälfte der Anführer seines Teams ist. Der 29-Jährige kommuniziert viel mit seinen Teamkollegen und stopft so die Löcher, die in der Defense der Clippers entstehen.
Trotzdem ist Los Angeles für ein erfahrenes Team defensiv lange keine undurchdringliche Mauer. Gute Offensivspieler wie James Harden werden Lücken finden und versuchen sie auszunutzen. Schlägt der Offensivmotor der Rockets seinen Gegenspieler, müssen die Rotationen der Clippers funktionieren oder es regnet Dreier von Trevor Ariza oder Jason Terry.
Situation Houston Rockets (2.Platz: 56 Siege – 26 Niederlagen)
1. Runde 4-1 gegen Dallas Mavericks
Die Houston Rockets hatten es in der ersten Runde mit einem Team der Dallas Mavericks zu tun, das unter seinen Möglichkeiten blieb. Den Rockets spielte zudem in die Karten, dass Rajon Rondo zunehmend unmotivierter und unzufriedener wurde und sich zu einem Fremdkörper innerhalb der Mannschaft entwickelte. Das Experiment scheiterte und er wird wohl nicht bei den Mavs bleiben.
Auch Chandler Parsons, den Mark Cuban vor der Saison aus Houston weglocken konnte, spielte gegen sein altes Team nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Eine hartnäckige Knieverletzung machte dem Flügelspieler zu schaffen und ließ ihn nur im ersten Spiel der Serie auflaufen.
Dennoch darf die Leistung der Rockets nicht unterschätzt werden, denn das Team von Coach Mc Hale hat dessen Philosophie übernommen. Ebenso wie ihr Übungsleiter nehmen die Raketen jeden Kampf an und suchen nicht nach Entschuldigungen.
Diese Zähigkeit fehlte den Rockets in der vergangenen Saison, als sie dramatisch in der ersten Playoff-Runde an den Portland Trail Blazers scheiterten. Mit dem wieder genesenen Dwight Howard steht ihnen einer der besten Defensiv-Center der Liga zur Verfügung. Die Ergebnisse der regular Season sollten deshalb nicht als Maßstab für diese Serie dienen.
Sollte es eng werden, können die Rockets außerdem mit ruhigem Gewissen den Ball in die Hände von James Harden geben. Der bärtige Linkshänder ist einer der besten „Clutch-Performer“ der Liga. Bei einem Spielstand mit weniger als fünf Punkten Abstand bei noch weniger als fünf Minuten zu spielen traf der Rocket bisher 14 seiner 26 Dreier.
X-Faktor: Jamal Crawford
Vergleicht man die beiden Startaufstellungen der Mannschaften wird deutlich, dass sich die Spielanlagen ähneln. James Harden bzw. Chris Paul haben den Ball in den Händen und spielen fast immer ein Pick-and-Roll mit ihren Centern Dwight Howard und DeAndre Jordan. Draußen warten die Schützen auf einen Pass.
Zwar verfügen die Clippers noch über Blake Griffin, der offensiv immer eine enorme Gefahr darstellt, ein Blick auf die Ersatzbank der Kalifornier relativiert die Eindrücke allerdings immens. Denn dort fehlt den Clippers im Gegensatz zu den Rockets die Qualität.
Auftritt Jamal Crawford. Der ehemals beste sechste Mann der Liga legte in dieser Saison in drei Begegnungen gegen die Houston Rockets beeindruckende 21,7 Punkte im Schnitt auf.
Der 35-Jährige ist der wichtigste Akteur auf der Bank von Doc Rivers. Außer ihm strahlt keiner der Ersatzspieler wirklich Gefahr aus. Die zweite Garde vertraut vollkommen auf die Feuerkraft des Shooting Guards und ist im Umkehrschluss von ihr abhängig.
In der ersten Runde gegen die San Antonio Spurs vertraute Rivers nicht ohne Grund meist seiner Starting Five, doch je länger die Playoffs dauern, desto wichtiger ist es, den Spielern Verschnaufpausen zu ermöglichen. Crawford muss gut aufspielen und die Defensive der Rockets auseinanziehen.
Los Angeles Clippers – Houston Rockets Serien-Tipp
In dieser Serie ist kaum ein Favorit auszumachen. Vielleicht haben die Clippers mit ihrem Sieg über den amtierenden Meister aus San Antonio allerdings mehr Selbstvertrauen und Momentum und können deshalb befreiter aufspielen.
Los Angeles fand in der regulären Saison gegen James Harden einige gute Mittel und hielt Houstons Nummer 13 in drei der vier Begegnungen bei 14,3 Punkten im Schnitt. Das sind zwölf Punkte weniger, als er in der regulären Saison sonst machte. Nur in einer Partie konnte Harden den Clippers 34 Punkte in die Reuse feuern.
Trotzdem muss wieder einmal das Fehlen von Dwight Howard in allen vier Begegnungen der Saison angeführt werden. Der Center ist verheerend aus dem Pick-and-Roll und Harden weiß um die Vorteile dieses Spielzugs. Auf der anderen Seite beschützt bei den Clippers mit DeAndre Jordan der vielleicht beste Ringbeschützer der Liga die Korbanlage.
In beiden Offensivsystemen kommt dem Dreier zudem eine große Bedeutung zu. Die Rockets sind in dieser Hinsicht vielleicht noch ein wenig mehr abhängig von den Distanzwürfen, als die Clippers. Die Rockets verteidigten den Dreier in der regulären Saison besser als jede andere Mannschaft, doch auch die Clippers können Scharfschützen verteidigen. Wer immer konstanter von hinter der Dreierlinie trifft, hat einen entscheidenden Vorteil.
All dies hilft allerdings nichts, wenn Chris Paul nach seiner Oberschenkelzerrung nicht schnell wieder fit wird. Ohne ihren Anführer sind die Clippers auf Dauer gegen die Houston Rockets nicht konkurrenzfähig. Was der 29-Jährige an beiden Enden des Feldes tut, können die Ersatzaufbauspieler der Clippers lange nicht ersetzen.
Schlussendlich sind die Clippers aber in der Lage, James Harden besser zu verteidigen, als jedes andere Team der Liga und mit DeAndre Jordan wartet am Ring eine nur schwer zu überwindende Mauer. Los Angeles wird nach sechs Spielen im Conference Finale stehen.
Spiel 1:
Höchstwahrscheinlich werden die Los Angeles Clippers in der Auftaktpartie der Serie ohne Chris Paul antreten, der immer noch an einer Oberschenkelverletzung laboriert, die er sich in Spiel 7 der Serie gegen die Spurs zuzog.
Das gibt den Houston Rockets einen entscheidenden Vorteil und wird das Team zusätzlich motivieren. Auch wenn die erste Partie einer Serie immer recht vorsichtig und offen angegangen wird, da sich beide Teams erst einmal abtasten und sich aufeinander einstellen, haben die Rockets gegen ein Clippers-Team ohne ihren Anführer Chris Paul die besseren Chancen.
Selbst ein Blake Griffin in Bestform kann von den Houston Rockets hingenommen werden, denn vor allem in der Defensive hat Los Angeles ohne Paul Probleme. Das Pick-and-Roll von Harden und Howard wird der Verteidigung von Doc Rivers den Zahn ziehen und den ersten Sieg der Rockets in dieser Serie sichern.
Tipp: Spread -6 Houston Rockets