San Antonio Spurs – Los Angeles Clippers Serie und Spiel 1
Mit den San Antonio Spurs und den Los Angeles Clippers treffen zwei komplett verschiedene Basketball-Philosophien aufeinander. Auf der einen Seite das fast positionslose, pass- und laufintensive Spiel der Spurs, das gegnerische Verteidigungen seziert, bis ein freier Wurf entsteht.
Auf der anderen Seite die Los Angeles Clippers, die offensiv wie defensiv alles in die Hände eines Mannes legen, der es richten soll und muss. Chris Paul ist das Herz der Clippers. Wie ein Dirigent orchestrierte er seine Mitspieler in dieser Spielzeit über das Parkett und sein Team bis in die Playoffs.
Ebenfalls ungleich ist die Athletik beider Teams. Während bei den Spurs nur Kawhi Leonard und mit Abstrichen aufgrund seines Alters Tony Parker den Ansprüchen genügen, strotzen die Clippers vor körperlicher Kraft. Blake Griffin und DeAndre Jordan bilden die Speerspitze eines Teams, das vor allem körperlich das Maß aller Dinge ist.
Das Aufeinandertreffen des amtierenden Champions und des Geheimfavoriten der letzten Jahre wird zeigen, welcher basketballerische Ansatz letztendlich die Oberhand behalten wird.
Situation San Antonio Spurs (6. Platz: 55 Siege – 27 Niederlagen)
Seit Jahren sind die Protagonisten in San Antonio dieselben. Auf dem Parkett spielen Parker, Ginobili, Duncan und seit neuestem auch Leonard und an der Seitenlinie steht Gregg Popovic und zieht die Fäden. In der Geschichte des amerikanischen Profisports hat noch keine Mannschaft so langanhaltend Erfolg, wie die Mannschaft aus Texas.
Jahrelang schien es, als ob das Team der Star war. Auf keinen der Akteure kam es wirklich an. In dieser Saison wurde erstmals deutlich, dass auch die Spurs nicht beliebig ihre Puzzleteile austauschen können.
Tony Parker und Kawhi Leonard sind für das Spiel der Spurs unersetzlich. Vor allem zu Beginn, als beide verletzungsbedingt 14 bzw. 18 Partien verpassten, wurde dies ersichtlich. Der Franzose und Finals-MVP der letzten Playoffs geben der Mannschaft die dringend benötigte Athletik und Geschwindigkeit. Sie bringen gegnerische Verteidigungen ins Laufen und reißen Löcher für die Passstafetten der Spurs.
Als die beiden wieder ins Geschehen eingriffen, kamen auch die Spurs wieder ins Rollen. Dementsprechend stark beendeten sie die Regular Season mit 21 Siegen in den letzten 25 Spielen und kletterten noch auf den sechsten Platz im Westen.
Situation Los Angeles Clippers (3. Platz: 56 Siege – 26 Niederlagen)
Genie und Wahnsinn liegen nah beieinander. Das mussten in dieser Spielzeit auch die Los Angeles Clippers erfahren. Kaum eine Mannschaft ist offensiv so gut und bringt gleichzeitig defensiv solch absurd schlechte Leistungen. Von allen Playoff-Teams spielten die Clippers bis zum All-Star-Break die schlechteste Verteidigung.
Trotzdem reichte der Mannschaft von Glenn „Doc“ Rivers ihre phänomenale Offensivkraft, um den Kontakt zu den Spitzenplätzen in der Western Conference nicht zu verlieren. Auch der Ausfall von Blake Griffin, der wegen eine Infektion im Ellenbogen mehrere Wochen pausieren musste, änderte daran nichts.
Während der Abwesenheit der fleischgewordenen Athletik gewannen die Clippers immer noch zwei Drittel ihrer Spiele und behielten ihr Ziel, den Heimvorteil in den Playoffs, klar im Blick. Doch obwohl sie mit DeAndre Jordan, Matt Barnes und Chris Paul über herausragende Verteidiger verfügen, bekamen die Clippers ihre Verteidigungsprobleme nicht in den Griff.
Für die Playoffs reichte es trotzdem dicke. Auch der Heimvorteil konnte gesichert werden, obwohl der beste sechste Mann der Liga, Jamal Crawford den gesamten März der Saison wegen eine Wadenverletzung verpasste.
X-Faktor: Blake Griffin
Der ehemalige Slam-Dunk-Champion bewegt sein Spiel immer weiter weg vom Korb. Schon in der letzten Saison nahm der Ausnahmeathlet immer mehr Sprungwürfe, die er auch mit immer besseren Quoten traf. In dieser Saison streute er sogar ein paar Dreier ein, die er mit knapp 38 Prozent auch gut trifft.
Je vielseitiger das Spiel des Power Forwards allerdings wird, desto mehr schadet er seinem Team. Vor allem in einer Serie gegen Mannschaften wie die San Antonio Spurs kann der momentane Spielstil von Griffin den Clippers entscheidende Vorteile nehmen.
Gerade eine eher unathletisches Team ohne wirklichen Ringbeschützer, wie eben San Antonio, kann die Urgewalt, die Blake Griffin imstande ist freizusetzen, nicht bändigen. Verlagert er sein Spiel mehr Richtung Korb und in die Zone der Spurs hinein, kann er dort viel mehr Schaden anrichten, als wenn er an der verlängerten Freiwurflinie Sprungwürfe nimmt. Die können die Spurs nämlich wesentlich besser verteidigen, als einen zum Dunk einfliegenden Griffin.
San Antonio Spurs – Los Angeles Clippers Serien-Tipp
In der regulären Saison teilten sich die beiden Teams die vier Spiele gerecht mit jeweils zwei Siegen und zwei Niederlagen auf. Dabei gewannen die Spurs die ersten beiden Aufeinandertreffen und die Clippers die letzten beiden.
Bis auf eine einzige Partie waren alle Partien hart umkämpft und wurden mit maximal sieben Punkten Unterschied entschieden. In den Playoffs treffen am Sonntag eine der besten Offensiven und eine der besten Defensiven aufeinander. Dann wird sich auch zeigen, wie effektiv der „Smallball“, also die kleine Aufstellung der Spurs wirklich ist.
Denn DeAndre Jordan und Blake Griffin haben je nach Matchup Größenvorteile. Ob diese genutzt werden liegt allein in den Händen von Chris Paul. Der 29-Jährige versteht es wie kaum ein anderer Aufbauspieler die Defizite einer Verteidigung zu erkennen und auszunutzen.
Offensiv sind die Clippers den Spurs auch allein aufgrund ihrer Athletik überlegen. Fraglich ist, wie viel sie dem amtierenden Champion defensiv entgegensetzen können. Denn die Spurs verfügen über genügend Spielintelligenz und Erfahrung, um die Verteidigung der Clippers auseinanderzunehmen.
Mit Gregg Popovic haben sie außerdem den besten Coach der Liga an der Seitenlinie.
Neben der mangelhaften Verteidigung treffen die Clippers auch ihre Freiwürfe nicht. Dass liegt zum großen Teil an DeAndre Jordan. Der Center ist mit einer Freiwurfquote von 40 Prozent in entscheidenden Situationen ein Risiko auf dem Feld.
Auch die Ersatzbank der Clippers ist eher mager besetzt. Neben dem übergewichtigen Glen Davis und den Resten von Hedo Türkoglu sitzen dort noch der zu kleine Nate Robinson und der Sohn des Trainers Austin Rivers. Klingt wie eine Kreisligatruppe gegen Manu Ginobili, Patty Mills, Marco Belinelli und Tiago Splitter, die bei den Spurs auf der Bank sitzen.
Letztendlich wird sich auch in diesem Jahr das System von Gregg Popovic durchsetzen und die Clippers frühzeitig in die Ferien schicken. So bitter es für Chris Paul auch ist, aber außer der ersten Fünf und brillanter Offensive hat Los Angeles nicht viel zu bieten. Für zwei Siege reicht es aber trotzdem, dann ist Feierabend. Die Spurs gewinnen mit 4-2.
Spiel 1: Montag 20.04.2015 04:30
In Spiel eins wird deutlich werden, ob die Clippers ihre Verteidigung auf ein höheres Level bringen können, wenn es um alles geht. Sollte das nicht der Fall sein, wird es düster für Los Angeles. Nicht umsonst lautet die Redewendung: „Defense wins Championships.“
Die Clippers werden zwar für die Highlight-Plays und krachenden Dunks sorgen, doch auch die bringen nur zwei Punkte. Ebenso viele, wie ein Korbleger oder ein Sprungwurf von der Freiwurflinie, den die Spurs bevorzugen.
Auch die mangelnde Leistungsdichte der Clippers könnte schon in der ersten Partie eine Rolle spielen, wenn die Starter eine Pause brauchen. Bei den Spurs kann munter durchgewechselt werden. Alle Spieler verstehen das System und kennen ihre Aufgabe darin.
Sollten die Clippers aber eine Lösung finden, die Spurs offensiv zu limitieren und offensiv ihre athletischen Vorteile ausspielen, dann wird es eng für die amtierenden Champions.
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